Germano Almeida und sein Roman „Der treue Verstorbene“
Am Anfang dieses Romans „Der treue Verstorbene“ von Germano Almeida (Transit Verlag, Berlin) wird ein Schriftsteller erschossen, am Ende des Buches beerdigt. Die erzählte Zeit dieser Handlung umfasst gerade einmal zwei Tage und eine Nacht, verteilt sich aber auf 15 Kapitel und lässt dabei allerlei Menschen zu Wort kommen: das Todesopfer, also den berühmtesten Schriftsteller der kapverdischen Inseln, Miguel Lopes Macieira; seinen besten Freund und zugleich Mörder, den Bauunternehmer Edmundo do Rosário; dessen Frau Matilde, die innigste Freundin des Schriftstellers; ferner Mariza, die aus den USA zurückgekehrte Lebensgefährtin des Autors, und schließlich dessen etwas eitler Cousin, Professor Dr. Jesus de Brito-Macieira, der sich um die Beerdigungsfeierlichkeiten und Grabrede kümmern wird.
Zu all diesen Stimmen kommen der Tratsch und die Gerüchte in der Stadt – Gerüchte um Mord aus Eifersucht, um Schwangerschaften und Drei- bis Vierecksbeziehungen beziehungsweise homosexuelle oder lesbische Liebschaften, so dass der Roman „Der treue Verstorbene“ ein reichhaltiges und ungemein heiteres Lesevergnügen bereitet.
Auf jeden Fall ist der Roman „Der treue Verstorbene“ des kapverdischen Autors Germano Almeida ein Roman über die Treue wie die Untreue – kurzum: über die Liebe. Edmundo jedenfalls erschießt Miguel, vermutlich aus Eifersucht, wenngleich Matilde niemals etwas mit Miguel hatte. Außer, dass die beiden mal eher zufällig nackt nebeneinander im Bett landeten. Aber genau das ist es, worunter Edmundo leidet: Er ist zwar mit Matilde verheiratet, aber so richtig wohl und glücklich und unbeschwert fühlt diese sich nur bei Miguel. Ein Privileg der seelischen Intimität, das Edmundo niemals verspüren durfte.
Für sein feinfühliges und humorvolles literarisches Werk hat der Schriftsteller Almeida 2018, als sein Roman „Der treue Verstorbene“ erschien, den Prémio Camões erhalten, den wichtigsten Preis für Literatur portugiesischer Sprache. Bekannt gemacht hat Almeida übrigens sein 1990 erschienener Debütroman „Das Testament des Napumoceno“, den Almeida anlässlich der Beerdigung im Roman „Der treue Verstorbene“ gewitzt zitiert.
Überhaupt liest sich der Roman „Der treue Verstorbene“ so, als würde sich der 75-jährige Autor Almeida sein eigenes Begräbnis ausmalen: mit Staatsakt im Stadtpalast, Einäscherung auf dem Hauptplatz der Stadt, mit Trauerreden und einem eigens komponierten Trauermarsch, live gespielt vom Symphonieorchester der Kapverden.
Und so, wie die Komik der Beerdigungsplanungen die Lektüre erheitert, so lässt die tiefe Freundschaft zwischen Matilde und dem Schriftsteller Miguel darüber nachdenken, wie die Beziehungen zwischen Frauen und Männern eigentlich gestrickt sind. Und was wie ein Künstlerroman oder eine Satire auf den Kulturbetrieb beginnt, endet schließlich als nachdenklich stimmender und ergreifender Roman über eine ganz besonders innige Liebe. Einfach wunderbar.
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